Rückblick zur Industriemesse in Hannover: IT-Sicherheit noch nicht Schwerpunktthema

Die HANNOVER MESSE fand zwischen dem 17.-21. März 2023 statt und zog 130.000 Besucher an, die auf 4.000 Aussteller trafen. Damit besuchten deutlich weniger Menschen die Messe, als dies noch vor der Corona-Pandemie der Fall war. Damals kamen fast immer über 200.000 Besucher. Trotzdem zogen die Veranstalter, wie vorauszusehen war, eine positive Bilanz. Die DECOIT® war mit einem eigenen Stand in Kooperation mit dem Forschungsverbund iVersiD (www.ivers.id) vertreten, um ihre Sicherheitsprodukte ScanBox® (www.scanbox-product.de) und DECOIT SMS-Gateway (www.smsgw.de) vorzustellen. Der Trend zur IT-Sicherheit schien dabei in der OT-Welt noch nicht so richtig angekommen zu sein, denn die Hauptthemen waren Automatisierung und maschinelles Lernen. Das merkte die DECOIT® ebenfalls an den deutlich geringeren Besucherzahlen an ihrem Stand gegenüber der früheren CeBIT.

Abbildung 1: Einer der Haupteingänge zur Hannover-Messe 2023
Abbildung 1: Einer der Haupteingänge zur Hannover-Messe 2023

Auf dem Messegelände zeigten 4.000 Aussteller ihre Lösungen und Dienstleistungen. Dabei kam jeder vierte Aussteller aus China – ein Trend, der sich noch verstärken dürfte. Denn der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnte eindrücklich, dass Deutschland im internationalen Vergleich zurückfalle und weiter Marktanteile verliere. Hauptproblem sind die hohen Energiekosten im internationalen Vergleich und die Lieferengpässe durch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. Deutschland versuchte auf der Messe zwar klarzumachen, dass CO2-neutrale Fertigung durch den Aufbau einer Wasserstoff-Ökonomie und besseres Energie-Management mit deutschen Innovationen erreicht werden kann. Nur sind diese Technologien heute noch nicht kaufbar und befinden sich noch im Anfangsstadium ihrer Entwicklung. Ob und wie sie kommen werden, ist ebenfalls noch unklar.

Abbildung 2: Stand der DECOIT auf der Hannover Messe in Kooperation mit iVersiD
Abbildung 2: Stand der DECOIT auf der Hannover Messe in Kooperation mit iVersiD

Aber auch Automatisierung und maschinelles Lernen standen im Fokus auf der Messe. Während die Automatisierung zu den klassischen Themen gehörte, kam der Künstlichen Intelligenz (KI) durch Tools wie ChatGPT eine erhöhte Aufmerksamkeit zu. Automatisierungsmöglichkeiten wurden durch menschenlose Lagerhallen und Fabriken sowie bei der Automobilherstellung eindrucksvoll gezeigt (siehe Abbildung 3). KI-basierte Systeme wurden hingegen durch menschenähnliche Roboter präsentiert. Das war im Grunde genommen aber nichts neues, denn vollautomatisierte Fabriken und „intelligent“ kommunizierende Roboter gab es schon zu besten CeBIT-Zeiten.

Abbildung 3: Roboter-Automatisierung bei der Automobilfertigung
Abbildung 3: Roboter-Automatisierung bei der Automobilfertigung

Die IT-Sicherheit musste man hingegen auf der Messe schon aktiv suchen, um fündig zu werden. Dabei ist dieses Thema eigentlich brandaktuell, wenn man die Schlagzeilen zur Cybersicherheit in den letzten Jahren verfolgt hat. Auch sind KRITIS-Unternehmen ab Mai dieses Jahres verpflichtet, Systeme zur Anomalie-Erkennung einzusetzen. Dies betrifft Energiekonzerne, genauso wie kleinere Unternehmen der Wasserver- und entsorgung. Aber die Nachfrage hielt sich hierzu in Grenzen wie die DECOIT® mit den Mitaustellern des Industrial Security Circus, einem Partnerstand von Fraunhofer FOKUS, feststellen durfte. Firmen wie NinjaOne, WithSecure, WatchGuard, Nozomi Networks, Fortinet und secunet stellten hier neben der DECOIT® ihre Sicherheitslösungen an ihren Ständen vor. Ein akkurates Vortragsprogramm während der fünf Messetage lieferte weitere Inhalte, die von Heise-Moderatoren lebendig präsentiert wurden (siehe Abbildung 4). Dieses wurde auch, im Gegensatz zu den Ständen, gut besucht und angenommen.

Abbildung 4: Gute besuchte Vorträge auf dem Partnerstand des Industrial Security Circus
Abbildung 4: Gute besuchte Vorträge auf dem Partnerstand des Industrial Security Circus

Was auch auffiel auf der Hannover Messe in diesem Jahr: Einige Aussteller, die bisher nur auf der CeBIT vertreten waren, versuchten nun auf dieser Messe neu Fuß zu fassen. Neben den bereits genannten Firmen waren auch Microsoft und Cisco Systems anwesend (siehe Abbildung 5). Beide wollen zunehmend im wachsenden OT-Markt eine Rolle spielen, obwohl ihre Kompetenzen eigentlich in klassischen IT-Netzwerken und -Systemen zu finden ist. Auch die DECOIT® ist ja eher im IT-Markt zu Hause, aber die Produkte ScanBox® und SMS-Gateway lassen sich auch in OT-Netzen sinnvoll einsetzen. So kann bei der ScanBox das aktive Scannen deaktiviert werden, was in OT-Netzen meistens nicht erlaubt ist, und das SMS-Gateway ist in der Lage Alarm-Meldungen aus komplett abgesicherten Netzumgebungen zu schicken, die keinen Internet-Zugang erlauben. Daher ist die DECOIT® in dieser Branche noch relativ unbekannt, was evtl. auch die geringeren Besucherzahlen erklärt. Es ließ sich von unserer Seite daher kein ungeteilt positives Fazit ziehen – zu gering waren die durchgeführten Gespräche.

Abbildung 5: Microsoft war auf der Hannover Messe ebenfalls präsent
Abbildung 5: Microsoft war auf der Hannover Messe ebenfalls präsent

Daher war es schon verwunderlich, dass die Organisatoren der HANNOVER MESSE bei diesen geringen Besucherzahlen von einer positiven Bilanz sprachen. Denn die CeBIT wurde bei einer Quote von immerhin 230.000 Besuchern vor einigen Jahren eingestellt. Grund war, dass die Zahlen nicht mehr an frühere Veranstaltungen heranreichten. Dies war aber auch nicht verwunderlich, da sich die CeBIT damals selbst durch nicht optimale Vermarktungskonzepte ausdünnte. So wurde u. a. das Home-Entertainment zur IFA ausgelagert, nachdem die CeBIT Home gescheitert war, und der Mobilfunk nach Barcelona zum Mobile World Congress (MWC). Bei der Industriemesse sollte man nicht die gleichen Fehler machen, sonst wird auch diese Messe in der Zukunft nicht mehr existieren.

Wünschenswert wäre abschließend ebenfalls, dass Sicherheitsthemen eine größere Aufmerksamkeit geschenkt bekommen, denn die OT-Branche hinkt in den Lösungen ca. 10 Jahren hinter der IT-Branche hinterher. Wenn hier nicht schnell gegengesteuert wird, kann es zukünftig zu erheblichen Ausfällen und erfolgreichen Hacking-Angriffen kommen, die ganze Infrastrukturen (Stichwort: Blackout) lahmlegen. Neue Regularien wie das Sicherheitsgesetz 2.0 helfen dabei das Thema IT-Sicherheit weiter vorne in der Agenda zu positionieren. Das Sicherheitsgesetz 3.0 ist bereits in der Vorbereitung und wird auch kleinere Unternehmen ab 50 Mitarbeiter in die Pflicht nehmen mehr für die IT-Sicherheit zu tun. Anscheinend sind solche Gesetze notwendig damit auf Entscheidungsebene reagiert wird.

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