Univention Summit 2024 stand unter dem Motto „Together Strong“

Der diesjährige Univention Summit fand im Congress Centrum Bremen statt, zudem die DECOIT® als langjähriger Partner ebenfalls eingeladen war. Hier diskutierten Software-Hersteller, IT-Dienstleister und Anwender an zwei Tagen über Trends, Herausforderungen und Anforderungen zur Digitalisierung mit Open Source. 35 Aussteller präsentierten im Foyer ihre Lösungen und 25 Sprecher unterhielten ca. 650 Teilnehmer, die nicht alle vor Ort waren. Denn auch dieses Jahr wurde wieder eine hybride Veranstaltung angeboten, was den Bahnstreik etwas abmilderte.

Abbildung 1: Eingang zum Congress Centrum Bremen
Abbildung 1: Eingang zum Congress Centrum Bremen

Geschäftsführer Peter Ganten führte üblicherweise in die Veranstaltung ein und berichtete über ein anhaltendes Wachstum seines Unternehmens, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Er stimmte mit den heutigen Herausforderungen auf die Veranstaltung ein, denn Staat und Unternehmen bleiben in der digitalen Abhängigkeit gefangen. Weiterhin verliere Deutschland immer mehr seine Innovationsfähigkeit, wenn man auf proprietäre Lösungen amerikanischer Hersteller setzt. Die Politik hat das zwar inzwischen erkannt, handele aber nicht danach. Zusätzlich wurde das Digitalbudget erheblich gekürzt. Es gab aber auch aus Sicht Gantens positive Entwicklungen. So wird der Begriff „Digitale Souveränität“ inzwischen öffentlich wahrgenommen, offene Plattformen wie Phoenix oder openDesk haben sich weiterentwickelt und das Zentrum für digitale Souveränität (ZenDiS) ist entstanden. Es gab im letzten Jahr auch noch den Durchbruch von ChatGPT, wodurch die Künstliche Intelligenz (KI) für alle greifbar wurde. KI wird die nächste Technologieplattform werden, weshalb globale Hersteller wie Microsoft auch hier die Führung übernehmen wollen. Hinzu kommt, dass sich Falschinformationen (z.B. manipulierte Bilder) durch KI immer leichter herstellen lassen. Durch die notwendigen Trainingsdaten, steigt die Datenmenge derzeit exponentiell an. Der Trend von Cloud Computing wird sich daher aus Sicht von Ganten weiter verstärken. Daher müsse man sich auch mit seiner eigenen UCS-Lösung weiterentwickeln und hat das 20 Jahre alte Konzept neu überdacht. Als neues Produkt ist daher nubus auf Kubernetes-Basis von Univention entwickelt worden. Es ist damit für Software-as-a-Service-(SaaS)-Provider gedacht. Das klassische UCS soll aber weiter existieren und gepflegt werden.

Der Geschäftsführer Frank Karlitschek von Nextcloud griff nach dem Vortrag von Ganten das Thema Künstliche Intelligenz (KI) auf, um zu klären, was dies für Open Source und die Digitale Souveränität bedeutet. Denn KI bringt ganz neue Herausforderungen mit sich. Einige Firmen haben daher die Nutzung von KI-Tools wie ChatGPT ihren Mitarbeitern untersagt, aufgrund möglicher Falschinformationen und Copyright-Fragestellungen. Nextcloud hat daher die Initiative „Ethical AI“ gegründet, in der der Code quelloffen und das Trainingsmodell verfügbar ist sowie die Trainingszeiten einsehbar sind. Die Open-Source-Initiative verfolgt ein ähnliches Modell mit Open Source AI. Im Gegensatz zu dieser Entwicklung wird Volkswagen zukünftig ChatGPT in ihre Autos integrieren. Aber auch Nextcloud bietet bereits KI in ihrer Anwendung an, um beispielsweise den Zugriff auf lokale Daten auf dem Server zu vereinfachen. Context Chat ist ebenfalls auf KI-Basis entwickelt worden, wodurch Zusammenfassungen des Mailverkehrs formuliert werden können. So kann die Stimmung eines Kunden verfolgt werden.

Abbildung 2: Vorstellung des neuen Produkts nubus von Univention
Abbildung 2: Vorstellung des neuen Produkts nubus von Univention

Daniel Halbe, Director Account Management Open-Xchange, stellte openDesk als neuen Kollaborationsstandard vor. Auch bei Open-Xchange wurde KI integriert, indem sich E-Mails zusammenfassen, übersetzen oder generieren lassen. Die Stimmungslage eines Kommunikationspartners lässt sich auch hier analysieren. Die größte Herausforderung sieht er in der Integration verschiedener Tools, wie z.B. Univention, Open-Xchange, Nextcloud, Jitsi Meet, Collabora Online.

Abbildung 3: Aussteller des Univention-Summits im Foyer des Congress Centers
Abbildung 3: Aussteller des Univention-Summits im Foyer des Congress Centers

Nachdem der Einführungsteil abgeschlossen war, wurde es im Technik-Track detaillierter. Ingo Steuwer von Univention gab einen Ausblick auf die neuen Leistungsmerkmale von UCS 5.2. Dabei fiel erst einmal auf, dass eine Version 5.1 fehlte. Diese wird bei Univention als internes Release gesehen, die nur das Upgrade auf Debian 11 mitbringt. UCS 5.2 wird hingegen bereits auf Debian 12 basieren. Das macht Updates von Samba, OpenLDAP, Python, Docker und PostgreSQL notwendig. Ebenfalls wird es eine Umstellung von SAML/Kopano Connect auf Keycloak für Single Sign On (SSO) geben. Die mittelfristige Strategie von Univention wird es sein die bisherigen UCS-Leistungsmerkmale für Kubernetes aufzubereiten. Im Bereich Dokumentation hat sich ebenfalls etwas getan: es wurde eine effizientere Navigation sowie Suche implementiert und das Wiki von Univention wird abgelöst. Der Active Directory Connector wird ab Version 5.2 „AD Forest Support” unterstützen und die Integration von Open-Xchange wurde mit dem „OX Connector“ weiterentwickelt. Auch das Rollen-und-Rechte-Modell wurde überarbeitet: Guardian ermöglicht nun eine neue API-Authentifizierung. Zusätzlich wurden Sperrlisten für alte Nutzer-Accounts eingerichtet, um die doppelte Vergabe von E-Mail-Adressen zu verhindern. Ein Release-Datum wurde abschließend leider nicht bekanntgegeben.

Abbildung 4: Versionsübersicht der UCS-Systeme durch Ingo Steuwer
Abbildung 4: Versionsübersicht der UCS-Systeme durch Ingo Steuwer

Erik Damrose von Univention brachte im Anschluss noch einmal Keycloak als neuen Identity Provider den Zuhörern näher. Es verbindet Identity Provider und Services mittels Standardprotokolle wie SAML. Ein zentraler Single-Sign-On (SSO) wird dadurch ermöglicht. Dies beinhaltet aber auch eine notwendige Migration älterer UCS-Systeme, die leider nicht automatisiert durchgeführt werden kann. Univention stellt dafür aber ausreichende Dokumentationen und Support zur Verfügung, wie Damrose betonte. Keycloak wurde hauptsächlich eingeführt, um weit verbreitete SSO-Protokolle zu unterstützen, eine leichte Verbindung zu Identity-Providern zu ermöglichen und eine einfache Bedienung und Konfiguration der Admin-Konsole und Rest-API zu nutzen. Auch das Zusammenspiel mit der Microsoft-Cloud Azure ist möglich.

Abschließend legte Ingo Steuwer von Univention noch einmal dar, wohin die Reise mit nubus gehen wird. Die Einführung von Kubernetes ist aus seiner Sicht notwendig, weil dessen Nutzung in großen Rechenzentren ein De-facto-Standard ist und der UCS dafür nicht ausreichend vorbereitet ist. Die Funktionalität soll zukünftig in Funktionsblöcke aufgeteilt werden, um die Entwicklungen abzugrenzen und einfach handhaben zu können. Funktionale Blöcke sind z.B. Identity Provider (Keycloak), End User Portal (Univention Portal), End User Self Service (Univention Self Service), Management UI (UMC), Directory Manager (UDM) und Identity Store and Directory Service (OpenLDAP). Nubus ist höher skalierbar und kann automatisiert werden. Der UCS soll eher als Satellit im Außenstandort eingesetzt werden.

Der Univention Summit war wie jedes Jahr recht informativ. Viele Partner und einige Kunden waren vor Ort, um sich über neue Leistungsmerkmale auszutauschen. Wann diese kommen werden, blieb allerdings unklar, da Univention keine Release-Zeiten veröffentlichte. Außerdem ist zu hoffen, dass der UCS im gleichen Tempo weiterentwickelt wird und nicht durch das neue Produkt nubus bei Univention in den Hintergrund des Interesses gerät. Der Trend von Univention bleibt es große Schul- und Behördennetze mit vielen Teilnehmer unterstützen zu können. Wie das mit nubus gelingen kann, bleibt abzuwarten.

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