Zarafa oder Microsoft? Rückblick Zarafa-Tour 2015

Die Zarafa-Tour stand im Fokus von „Zurück in die Zukunft“
Die Zarafa-Tour stand im Fokus von „Zurück in die Zukunft“

Der Groupware-Hersteller Zarafa stellt seine Neuerungen jedes Jahr auf der sogenannten Zarafa-Tour vor. Hierbei trifft sich ein Mix aus Ingenieuren, Entwicklern und Administratoren, um zu lernen und vorhandenes Wissen zu teilen. Dadurch findet durchaus eine technische Diskussion statt, die sich von den üblichen Vertriebsveranstaltungen abhebt. Als Zarafa-Partner war die DECOIT GmbH dieses Jahr ebenfalls mit von der Partie - lesen Sie hier die Highlights.

Die diesjährige Zarafa-Tour stand unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“, dem Blockbuster-Film von 1985 mit Michael J. Fox in der Hauptrolle. Der zweite Teil spielt u.a. im Jahr 2015, weshalb vermutlich dieses Thema ausgesucht wurde. Der zweite Grund dafür ist die Neuorientierung von Zarafa, seitdem der MS-Outlook-Support abgekündigt worden ist. Die reine Groupware-Lösung soll langfristig zu einer kompletten Kommunikationslösung werden. „Kopano“ hat man diese neue Ausrichtung genannt. Dabei soll der Kunde, bzw. Anwender, mehr im Fokus der Entwicklung stehen, um neue Innovationen und bessere Handhabung einzuführen. So wurden u.a. Team-Merkmale und die Suchfunktion deutlich verbessert. Mit der integrierten Videolösung grenzt Zarafa sich zudem von Lync und Microsoft deutlich ab. Die klare Lösung von Microsoft begründet Zarafa damit, dass Microsoft heute sehr auf Cloud-Lösungen fokussiert (u.a. Office365) ist, wobei das Unternehmen nur Follower und kein Innovator sei.

Die neue Zarafa-Version kommt denn auch Frontend-orientierter daher. Die Verwendung eines bestimmten Browser-Typs spielt keine Rolle, Z-Push soll weiter nach vorne gestellt werden und die DeskApp soll die Fat-Mail-Clients von Drittherstellern überflüssig machen. Das ergibt Sinn, wenn Zarafa nicht länger auf die Funktionalität von z.B. MS-Outlook festgelegt sein und eigene Wege gehen will. Daraus entstanden drei neue Produkte: WebMeetings, S/MIME und Files-for-Teams. Diese wurden innerhalb eines Jahres entwickelt. Empfohlen wird aktuell ein Iridium-Browser, um die Privatsphäre besser wahren zu können (z.B. im Gegensatz zu Chrome). Die WebApp soll von der Performance, auch auf älteren Systemen, zukünftig noch besser werden. Weitere Produkte sind in Planung und erste Prototypen gezeigt worden. Zarafa wird zukünftig Debian als Betriebssystemplattform bevorzugen. Der Source Code wurde massiv modularisiert und IT-Sicherheit wurde ein integraler Bestandteil. Die Dokumentation ist nun strukturierter und unter http://documentation.zarafa.com verfügbar. Auch die Webseite www.zarafa.com wurde überarbeitet.

Anschließend wurde das neue Produkt Kopano vorgestellt. Hierbei wurde der IT-Wandel angesprochen, der sich momentan vollzieht. Während früher die Welt relativ einfach war – mit Microsoft als Standard nutzte jeder MS Office, erste mobile Endgeräte mussten angebunden werden – ändert sich dies heute. So haben sich Android und iOS gegen Microsoft im mobilen Bereich durchgesetzt und im Geschäftsumfeld werden inzwischen mehr Chrome-Books, als Windows-Clients verkauft. Zarafa wird MS Outlook zwar weiterhin über ActiveSync und Z-Push anbinden, sich aber von Microsoft insgesamt lösen. Dabei wird Zarafa Kopano als modulares System angeboten. Mit der WebApp 2.0 werden zukünftig neue Leistungsmerkmale nutzbar, wie S/MIME, WebMeetings und ZarafaFiles. Kalender- und Groupware-Funktionen wurden mit dem Fokus auf Power User weiterentwickelt. Zukünftig wird Zarafa frischer auftreten, mit verbessertem Look & Feel sowie höherer Performance. Der Posteingang soll ebenfalls klarer strukturiert werden können.

Veranstaltungsort der Zarafa-Tour war der Gutshof Rethmar
Veranstaltungsort der Zarafa-Tour war der Gutshof Rethmar
Eröffnung der Veranstaltung durch Andreas Rösler (Director Sales)
Eröffnung der Veranstaltung durch Andreas Rösler (Director Sales)

Die Zarafa Webmeetings beinhalten Sprache, Video, (Gruppen-) Chat, Präsentation, Dateitransfer sowie Presence-Funktionalität. Enthalten ist ebenfalls HD Audio/Video und Verschlüsselung. Die Zarafa Files ermöglichen das Teilen von Dokumenten und Ordnern, die Nutzung von multiplen Konten und die Unterstützung großer Dateien. Dabei werden größere Dateien unterstützt und die Last des Mailservers wird weiter verringert. Die Videopräsenz kann zusätzlich genutzt werden, um Kunden direkt zu helfen. Ein WebMeeting-Server wird dabei aus dem Unternehmensnetz heraus kontaktiert, ohne dass man Rücksicht auf Firewalls nehmen muss (ähnlich zu Skype) – direkt aus der Anwendung heraus. Diese neuen Leistungsmerkmale ließen sich nicht mit MS Outlook umsetzen, weswegen Zarafa nun den eigenen Weg geht. Dies ist allerdings nur die eine Sicht der Dinge, da diese Entwicklung ursprünglich von Microsoft ausgelöst wurde, dadurch dass der Konzern die MAPI-Schnittstelle in zukünftigen Office-Produkten nicht mehr anbieten wird. Eine Neuentwicklung hätte bei Zarafa wesentlich länger gedauert und die Abhängigkeit zu Microsoft wäre weiterhin vorhanden gewesen.

MS Outlook wird aber trotzdem weiterhin über Z-Push angebunden bleiben. Man ist übereingekommen, dass MS Outlook noch immer stark verbreitet ist und daher weiter unterstützt werden muss. Gerade die Office-Integration und der Offline-Modus werden immer wieder nachgefragt. Allerdings wird die MAPI32.dll mit Office365 verschwinden. Es wird dann „MAPI over http“ genutzt, was einer anderen Technologie gleichkommt. Microsoft gibt leider Pläne nicht ausreichend früh bekannt. ActiveSync kann aber nach wie vor alternativ verwendet werden, um E-Mail, Kontakte, Kalender und Aufgaben zu synchronisieren. Dadurch bleibt die ZCP Multi-Tenant-Kompatibilität erhalten und für Offline/Mobile-Nutzung kann Outlook weiter verwendet werden. Für Zarafa steht nun die WebApp als Client der Wahl für Teamarbeit im Vordergrund und MS Outlook für individuelles Arbeiten mit Office-Anbindungen. Dabei ergeben sich aber auch Nachteile für den Nutzer. So ist kein globales Adressbuch möglich, der frei-/gebucht-Support ist eingeschränkt, der Abwesenheitsassistent und die serverbasierten Regeln funktionieren nicht und öffentliche Ordner sind nicht verfügbar. Der Nutzer besitzt demnach nur einen Kontaktordner, die Aufgaben-Flags werden nur eingeschränkt unterstützt und Notizen werden nicht synchronisiert. Die aktuelle Entwicklung sieht vor, zukünftig multiple Konten sowie ein globales Adressbuch zu unterstützen. Zusätzlich soll die Performance verbessert werden. Es bleibt abzuwarten, ob dies die MS-Outlook-Nutzer zufriedenstellen wird.

Diskussionen und Vorführungen am Univention-Stand
Diskussionen und Vorführungen am Univention-Stand

Am Ende entstand eine größere Diskussion, da immer noch Unklarheit herrscht, wie MS Outlook weiter verwendet werden kann. Office365 ist dabei weder für Zarafa noch für die DECOIT GmbH eine Alternative, da man die Software in die Microsoft-Cloud schiebt und die Kontrolle dadurch über sie verliert. In größeren Umgebungen kommt allerdings MS Exchange zum Einsatz, das immer mehr von 3rd-Party-Applikationen genutzt wird, um eine Office-Integration zu schaffen. Allerdings versucht Microsoft immer mehr das eigene Office-Produkt in die Cloud zu versetzen, wodurch der Exchange-Server nicht mehr notwendig wird. Das gestaltet serverseitige Anbindungen schwierig und auch die clientseitigen Anbindungen sind ungewiss bei der derzeitigen Microsoft-Politik.

Unternehmen, die auf Outlook mit allen Funktionen angewiesen sind, werden sich momentan mit Zarafa schwer tun, da MS Office zukünftig unzureichend unterstützt wird. Wir sehen folgende mögliche Szenarien für die Zukunft: Einsatz von Microsoft als Komplettlösung ohne Zarafa, Nutzung einer Mischumgebung aus MS Outlook als reinen E-Mail Client und Zarafa als Groupware oder Einsatz von Zarafa ohne Microsoft, in Kombination mit Thunderbird, Libre Office und anderen freien Anwendungen. Der Nutzer wird sich künftig entscheiden müssen. Entweder fährt er mit Zarafa nach dem Motto „Outlook? Where we are going we don’t need Outlook.“ in die Zukunft oder überlässt seine Daten der Microsoft-Cloud.

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